deutschland!
im moment sind wir doch alle gesinnungsgenossen. wm im eigenen land, drei vorgruppensiege, sogar hut spielt guth, neger werden auch nicht mehr als sonst verkloppt und für ein bis zwei wagenladungen fanartikel reichen die ersparnisse schon noch. alles bestens also, stimmungstechnisch, und nachdem die elfenbeinküste draußen ist und drogba sich mit den holländischen spielerfrauen abreagiert, dürfen selbst linksgerichtete teilzeitfußballfeinde wie ich mal für deutschland sein. zumal: klinsmann persönlich würde ich den weltmeistertitel gönnen. so als triumph über die deutsche presse auf ihrem kreuzzug des meckerns, einer ohnehin sehr deutschen beschäftigung, die doch eigentlich mal von einer welle sinnfreier freude weggespült werden könnte.
was höre ich da? aufmerksamkeit? kritikfähigkeit? gibt's hier nicht, gab's hier selten, jetzt ist deutschland und nix sonst. sehr faszinierend, wie das attribut "deutsch" sich nicht mehr nach geburtsfehler anhört, sondern eigentlich ziemlich normal - so normal wie schlechte witze über verletzungen ausländischer spieler in b-komiker-runden im zdf. zu gast bei freunden? na sicher, versteht ja keiner von draußen, was die deutsche elite des stumpfsinns da zur aufblähung des fußballprogramms erzählt, und kompetenter & nervenschonender als die sonntägliche sogenannte rtl-berichterstattung - in der materie verwurzelte moderatoren wollte man den zuschauern anstelle der alten dumpfgesichter wohl nicht zumuten - ist es allemal.
überhaupt ist das, was diese wm zumindest auf ard wirklich sehenswert macht, die sich immer wieder aufs neue entwickelnde zarte homoerotik zwischen gerhard & günter. gibt es etwas schöneres als zwei erwachsene männer, die den ganzen tag auf einem sofa sitzen und sich gegenseitig anzicken? gab es je etwas spannenderes im fernsehen als des netzers launen, die da schwanken zwischen beleidigten blicken und liebevollen neckereien? sicher nicht, und soviel qualitätsseifenopermoderation entschädigt dann auch für den offiziellen nachgeröteten ard-grottenolm monica lierhaus, der - obwohl ich meine hauptbeschäftigung zur zeit bereits mit "ich flüchte vor monica lierhaus" angebe - das hirn nur weichkocht für die untergründigsten katakomben des pseudojournalismus: sturzbetrunkene ostmoderatorinnen, die blonde jungs in schwarz-rot-goldenen stahlhelmen erzählen lassen, wie chancenlos unsere gegner sind, haben ja noch gewissen charme, aber wer hat bitte dieses lebende mahnmal für die schrecken des musikfernsehens zur ard geholt? und wer, bitte, ist sven lorig, abgesehen davon, daß er aussieht, wie er heißt, und sich als faninterviewender fernsehvogel zur völligen medienhure macht?
apropos medienhure: steht ihre geste am ende der postbank-gewinnfrage/-werbung für "immerhin lohnt es sich", herr beckenbauer?
und kann hier eigentlich noch irgendjemand bitburger trinken, ohne zu kotzen?
__________________ »and as the fall is inevitable, then i go down with all sails set. i am entertained by human naïveté, ironic distance and fanaticism in all forms. all is played out. i'd rather lose myself to perdition before sitting down in any of their goddamned wheelchairs. i am an insubordinate child, ostracised and bewildered. but first and foremost i am a child. this city is still a stranger to me.«
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