Der erste Teil einer Story von mir, die ich langsam aber sicher abtippe und auch publizieren werde. Ihr bekommt nicht alles zu lesen, weil ich mir dann ja die Publizierung sparen könnte..... aber ein bisschen. 
PS: der tiel steht noch nicht fest 
„Vermaledeites Geschöpf“, schimpfte Marc eine Mücke an, die er sogleich mit der flachen Hand erschlug. Er verrieb den Blutfleck, den die Mücke hinterlassen hatte sorgfältig auf seinem Arm. Es war ja sowieso egal ob er sie nun abwusch oder später. Außerdem werde es wohl ein paar Proteine geben, die ja auch nicht schaden konnten. Marc wandte sich wieder dem Kessel zu, fluchte leise in sich hinein, und rührte wieder in langsamen Bewegungen um. Wie konnte man nur so etwas sein ganzes Leben lang, tagein, tagaus machen? Nun ja, ein Magier hatte sicher auch besseres zu tun, als in alten Kupfertöpfen zu rühren. Marc war genervt genug. Er nahm ein Holzscheit aus dem Feuer, damit es kleiner wurde, hängte den Kessel höher und begann damit den langen Löffel, den er dafür gebraucht hatte die ganze Suppe, wie Marc den Zaubertrank abwertend nannte, umzurühren, abzuwaschen. Wieder seufzte er innerlich. Er war nicht für so eine Arbeit bestimmt, er wollte verzaubern oder irgendwen verfluchen. Den dicken Bauern zum Beispiel, der ihn letztens ausgeschimpft hatte, nur weil Marc ihm einen Apfel stibitzt hatte. „Und dabei hat er doch mehr als genug für sich selbst, der Alte“, sagte Marc gedankenlos zu sich selbst. Nun ja, an seinem jetzigen Schicksal ließ sich sowieso nichts ändern, also warum verzweifeln, er musste es hinnehmen wie ein Mann: mit Fassung und Würde. Marc begab sich zu dem alten Bücherregal aus dunkler Eiche, der in der Ecke stand und einen unheimlichen Schatz beherbergte: Das Wissen, das über Jahrhunderte gesammelt wurde. Lange Texte über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft- und vor allem das Schicksal, das war nämlich das was Marc am meisten interessierte- beherbergte. Schwere Bücher mit ledernen oder Einbänden aus purem rotem Samt. Es war für Marc unvorstellbar, was diese Bücher wohl kosten mochten. Alles in allem schätze er, dass sich alle Bücher zusammengenommen auf ein Vermögen beliefen, mit dem man locker eine Burg kaufen konnte. Doch Marc malte sich auch aus, was passieren würde, wenn dieses unschätzbare Wissen in die falschen Hände geriet- die Welt könnte aus den Fugen geraten, das Gestern zum Morgen werden, und das Heute ganz verschwinden. Marc grauste sich, im Angesicht, was eigentlich ein beschriebenes Stück Papier alles verändern mochte. Vorsichtig zog Marc ein dickes, in Wildleder gebundenes Buch aus dem Regal. Früher stand auf dem Buchrücken in goldener, verschlungener Schrift der Titel des Buches, aber über die Jahre war er verblasst. Vorsichtig trug Marc das Buch zu seinem Studiertisch am Fenster. Er zog sein kleines, ungebundenes Notizbüchlein heraus, öffnete den Verschluss, murmelte einige Worte und ein leichtes Glimmen umschloss die Seiten, auf denen nun langsam Buchstabe für Buchstabe, Satz für Satz die Notizen der vergangenen Wochen in schwarzer Tinte niedergeschrieben waren. Dieser Bannspruch sorgte dafür, dass niemand diese Seiten unbefugt lesen konnte—und das sollte sich im Nachhinein noch als nützlich erweisen. Vorsichtig zog Marc aus der Schublade seines Tisches ein kleines Fäßchen aus Kristallglas hervor. Er seufzte kurz auf, da mit diesem Fäßchen viele Erinnerungen für Marc verbunden waren, ob nun gute oder schlechte sei einfach mal dahingestellt, denn es waren sicher Erinnerungen beiden Types. Marc stellte das Fäßchen auf den Tisch, schraubte den Verschluss auf und legte ihn an die Seite, dann öffnete er eine andere Schublade und zog ein kleines Fläschchen heraus. Mit Bedacht öffnete er den filigranen Verschluss dieser Flasche und füllte einen kleinen Teil des Inhalts in das Fäßchen. Langsam aber stetig änderte sich die Farbe der Tinte, die sich nun im Fäßchen befand. Dass die Tinte erst grün, dann gelb und zum Schluss purpurfarben wurde störte Marc herzlich wenig, denn er kannte dieses Schauspiel ja in und auswendig. Er konzentrierte sich darauf den Verschluss des Fläschchens wieder auf den Flaschenhals zu stecken, was zugegeben nicht ganz einfach war, da der Verschluss und schon die Flasche selbst sehr fein verziert waren, und Marc die kleinen Ornamente der Flasche nicht zerstören wollte. Schließendlich hatte er es geschafft, legte das Fläschchen wieder zurück und zog eine Feder aus der Schublade. Jedem normalen Menschen oder anderem Geschöpf wären die Haare zu Berge gestanden bei dem Anblick der Feder. Ein Objekt solcher Vollkommenheit und solch schimmernden Farben gab es in der Welt der Menschen wohl nicht, aber dort wo Marc lebte war sie selbstverständlich. In der Sicht eines Magiers gesehen, war es noch nicht mal ein besonders schönes Exemplar von Phoenix-Feder, aber Marc reichte es allemal. Außerdem hatte er weder Zeit noch Geld sich eine neue, vielleicht schönere Feder zu kaufen. Marc schlug das Buch, das er aus dem Schrank genommen hatte vorsichtig auf und achtete darauf, dass die alten Seiten, die sich langsam zersetzten nicht zwischen seinen Fingern zerbröselten. Er wandt sich seinem Notizheftchen zu um nachzusehen auf welcher Seite er stehen geblieben war. „Ahja, Formenlehre“, zu diesem abwertenden Satz kam eine wegwischende Handbewegung, die seine Abneigung gegenüber dieses Themas unterstrich. Es war sicher interessant und auch sehr schwierig das Formwandeln zu beherrschen, doch Marc hatte dieses Thema aus dem Grunde seiner Vielfalt nicht gern. Zu jeder Form gab es so wahnsinnig viele Variablen, dass Marc dachte, dass er wohl noch Jahre an diesem Thema sitzen würde. Außerdem stand fast nach jedem zweiten Satz, wie kompliziert es sei, seine eigene Form zu wechseln, und wie gefährlich es sein konnte. IN Gedanken dachte sich Marc, warum der Autor diese Warnungen nicht groß und in purpur ganz am Anfang und ganz am Ende des Kapitels habe schreiben können. Vermutlich muss es wohl genug Fälle von geistiger Umnachtung bei Magiern gegeben haben, dass es soviele Unfälle gab, dass es nach jedem Zweiten Satz eine Warnung gab. Oder die Magier hatten nicht mit diesem Buch gelernt Formzuwandeln, denn wer dieses Buch gelesen hatte konnte auf keinen Fall die Regeln vergessen, so deutlich und so oft, wie sie dort standen. Marc seufzte zum wiederholten Male, schlug die Seite auf, die er sich notiert hatte und huschte mit den Finger über die Zeilen, um einen ihm bekannten Satz zu finden. Marc fand ihn und markierte ihn durch ein silbernes Lineal, das er unter die Zeile legte. Er tauchte seine Feder in die außergewöhnliche Tinte und begann zu schreiben. Mal schob er das Lineal nur eine, mal mehrere Zeilen nach unten um eine Textstelle aus dem Buch in sein Notizheftchen zu übertragen. Einige Male schaute er auf und überlegte, konzentrierte sich dann aber wieder auf den Text und schrieb weiter. Die Feder kratzte leise aber trotsdem unüberhörbar auf dem Papier, nach und nach füllte sich die kleine Seite des Buches mit Wörtern und Sätzen. Marc blätterte im Buch umher, schrieb und schrieb. Plötzlich hörte er unerwartet auf, was dazu führte, dass an der Stelle, an der er sein letztes Wort nun nicht mehr zu lesen war, sondern nur ein dunkler Tintenfleck auf der Seite zu sehen war. Marc fluchte in sich hinein, murmelte ein paar Worte in einer Sprache, die sonderbar fremd aber andererseits so vertraut warm klang, das sie wohl schwer einzuordnen war, und zeigte mit dem rechten Zeigefinger auf die Seite. Augenblicklich änderte sich die Farbe des Fleckes und nach und nach wurde er immer blasser und verschwand schließlich vollständig. Nachdem Marc die Feder gesäubert und neben das Fäßchen gelegt hatte, wendete er sich wieder dem Buch zu. Erstaunt fiel ihm die Kinnlade herunter. Eine Buchseite war für den Tintenfleck verantwortlich, oder besser gesagt, sie war es nicht, denn sie fehlte. Sorgsam aus dem Gefüge des Buches herausgetrennt, aber doch mit einer sichtbaren Spur entfernt fehlte die besagte Seite einfach. Marc blätterte ungläubig einige Seiten or und zurück, in der Hoffnung die Seite noch zu finden, er murmelte einige Worte, die eigentlich dafür verantwortlich sein sollten, dass er die Seite nun sah. Doch nichts geschah, die Seite tauchte weder auf, noch machte sie sich sonst wie bemerkbar. Marc verwunderte das, denn normalerweise haben Buchseiten nicht die Eigenschaft einfach so zu entschwinden oder sich selbst irgendwo hin zu zaubern. Um der Sache auf den Grund zu gehen schloss er sorgfältig das kleine Töpfchen mit der besonderen Tinte und belegte es zudem mit einem leichten Bannspruch, um es zusätzlich zu sichern. Als hätte er in die kurzfristige Zukunft geblickt und das Töpfchen extra dafür verschlossen, fiel es ihm, als er es in die Schublade zurückstellen wollte aus der Hand auf den dicken Teppich. Das machte Marc nur noch stutziger, denn normalerwiese schimpfte er selbst über so ungeschickte Leute, die auf einer so kurzen Strecke etwas fallen ließen, oder ähnliche Ungeschicktheiten an den Tag legten. Etwas beschämt hob er das Fäßchen auf und stellte es in die Kommode. Ebenso legte er die Phoenix-Feder zurück und schloss die Schublade. Er sprach den Bann über die Buchstaben aus seinem Notizheftchen. Ein Zauber, der genau das Gegenteil bewirkte, wie der, den er zuvor angewendet hatte, um die Buchstaben sichtbar zu machen. Langsam verschwand die verschnörkelte Schrift wieder und Marc schloss das Büchlein. Er steckte es in die Innentasche seines Umhangs. Marc schloss das große Buch, das noch immer auf dem Schreibtisch lag, ließ es aber dort liegen und begab sich zu dem ausladenden Bücherregal. Er schaute an die Stelle, wo das große Buch gestanden hatte, bevor er es von dort genommen hatte, und hoffte dort eine Buchseite zu finden- doch vergebens, die ominöse Buchseite blieb verschwunden.....
__________________ "Ich sehe tote Menschen."
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"De profundus clamo ad te domine."
Dieser Beitrag wurde von Finarfin am 13.10.2002, 21:40 Uhr editiert.
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